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Krieger
Je mehr er Franks Worten zuhörte, umso ungläubiger wurde Jägers Miene. Er legte die Stirn in Falten und versuchte das Gesagte zu verarbeiten. Keine Soldaten? In dieser Welt sind wir doch alle Soldaten, verstand er es nicht? Zivilist zu sein war ein Luxus längst vergangener Tage, den sich niemand mehr leisten konnte. Schon gar nicht wir, die Vanguards auf dem Weg zur Wiederherstellung der alten Ordnung. Wir, die dem sicheren Tod trotzig in die Augen blicken, der bei jedem Schritt, an jedem Ort mit uns wandelt und auf die kleinste Schwäche, die leiseste Unsicherheit wartet um die Zähne in unseren Körpern zu vergraben und uns zu einem der Seinen zu machen.
"Liebe"?
"Nein, Frank.", sagte Jäger bitter und schüttelte den Kopf, "Ich war nicht verliebt. Weißt du warum? Weil ich mit Überleben beschäftigt war." Als er wieder den Blick auf Romero richtete, stand in Jägers Gesicht nackte Abscheu. "Ich auch nie Händchen gehalten und rumgeschmust. Ich stattdessen stundenlang in Dreck gelegen und aufgepasst, dass Feind nicht heimlich in Lager schleicht und meine Leute auseinander nimmt. Ach verdammt, Frank!" In seiner Stimme schwang aufrichtige Enttäuschung mit als er zum Ex-Cop sprach, "Ich dachte du Polizist, nein? Ich dachte Gesetz und Ordnung ist deine Pflicht! Und jetzt? Siehst du nicht, dass Gesetz ist unsere Mission! Und Ordnung ist das Überleben der Gruppe um jeden Preis! Wie kannst du nur Liebe von zwei Kindern über Mission stellen, Frank? Über unser Überleben?"
Er hatte sich in Rage geredet. Erwartete er etwa Unterstützung? Und war er tatsächlich bereit hilflose Gefangene der großen Sache zu opfern? Einem jungen Kerl mit verbundenen Armen und seiner Begleiterin die Köpfe mit der Axt einzuschlagen? Wirst du mit dem Schmutz an deinen Händen überhaupt leben können, Soldat?
Als Howard hinzukam und den Vorschlag unterbreitete, den Jungen für seine Freiheit und die seines Mädchens arbeiten zu lassen, beruhigte sich Jäger etwas. Die Vernunft in seinen Worten hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, weder bei Jäger noch beim Gefangenen. Sofort stammelte dieser los und bot sich an, ihnen mit den Batterien zu helfen.
Nach einer kurzen Denkpause zog Jäger sein Taschenmesser hervor und ging damit auf Romero zu, dessen Augen so groß wie Untertassen wurden. Wie eine Raupe versuchte er von Jäger davon zu kriechen, vor seinem geistigen Auge flimmerte bestimmt sein ganzes Leben an ihm vorbei. Doch dann hörte er ein leises Knacken und seine Arme kamen frei. Er schaute ungläubig auf die tiefen roten Linien, die der Kabelbinder an seinen Handgelenken hinterlassen hatte. Erneutes Knacken und er konnte die Beine auseinander bewegen. Ein erleichtertes Seufzen bahnte sich in seiner Kehle an, doch dazu kam es nicht. Jäger packte ihn mit beiden Händen am Kragen und stieß ihn hart mit dem Rücken gegen die Betonmauer. Romero konnte den Boden unter seinen Füßen nicht mehr spüren als Jäger den um einen Kopf kleineren Teenager auf seine Gesichtshöhe brachte.
"Du mir jetzt ganz gut zuhören, Frettchengesicht." Im Hintergrund protestierte laut You are und Jäger rechnete fest damit, dass Frank jeden Augenblick die Hände auf seine Arme legen und ihn von dem Teenager gewaltsam wegzerren würde. Er beeilte sich und sagte: "Du wirst tun, was wir sagen, kapiert? Keine Mätzchen, keine Tricks. Du wirst uns diese beschissenen Batterien aus deinem Hinterwäldlerkaff rausbringen und wenn du sie in deine Arsch verstecken musst. Und wenn nicht? Wenn du mit leeren Händen ankommst. Oder wenn du deine Leute auf uns hetzen willst..." Romero fiel erst jetzt auf wie die Spitze von Jägers Kletteraxt sich in seinen Adams Apfel bohrte. Er musste gegen den Reflex ankämpfen den Speichel in seinem Mund runter zu schlucken.
"Wenn du uns verrätst, dann schwöre ich beim Allerheiligen und meiner tote Familie im Himmel, ich mach aus Kopf von deine kleine Freundin ein Schweizer Käse. Niemand hier, hörst du, niemand hier wird schnell genug sein um mich festzuhalten. Du wirst sie auf deine Gewissen haben, ich schwöre dir."
Damit ließ er ihn los. Romeros Beine fühlten sich weich an wie Wackelpudding und er sackte langsam an der Mauer entlang zu Boden, das Gesicht in den Händen vergraben. Sein gedämpftes Wimmern erfüllte die Stille, die sich über das Lager gelegt hatte. Für eine Weile blickte Jäger auf ihn herab, das Gesicht wie eine undurchdringliche Maske. Dann ging er wortlos und ohne die anderen Anzusehen.
Jäger - Einschüchterungsversuch mit Waffentalent + Experte Hiebwaffen(?)
Geändert von truecarver (27.09.2015 um 13:11 Uhr)
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